Wettbewerb 2016

DE
Almut Hilf

Denken im Bestand

 

Im alltäglichen Gebrauch nehmen wir Architektur meist beiläufig als immobiles Gegenüber wahr. Räume beeinflussen jedoch, wie wir uns in ihnen bewegen, was wir sehen, was wir nicht sehen. Man kann Architektur dabei einen aktiven Part, eine Art virtuell kommunikatives Verhalten unterstellen. Räumliche Gesten formulierend, auf die wir als Benutzer mit jeweils eigenen Bewegungsfiguren antworten. Die Arbeiten von Almut Hilf reflektieren diese Wahrnehmungsmechanismen von Architektur mit Fotografie. Sie hat dafür wiederum eine architektonische Methode entwickelt, die beide Medien in ein diskursives Wechselspiel bringt. Die Künstlerin arbeitet in einer analogen Collagentechnik, sie fotografiert Architektur in wenigen konzentrierten Aufnahmen und arbeitet mit Fotokopien der Bilder und Versatzstücken derselben weiter. Tableaus entstehen, die hochauflösend reproduziert gedruckt werden. Die Bilder stehen wieder als monolithische Flächen da, wie sie die Fotografie zu Beginn vorgegeben hat und wie sie an die Stille architektonischer Räume erinnert. Die Bildbetrachtung zeichnet sich durch eine Wanderbewegung aus. Sie steht nicht still, und räumliche Situationen entstehen immer wieder neu im Auge des Betrachters. Je nach Formzusammenstellung scheinen die räumlichen Situationen dem Betrachter entgegen zu treten—mal als mobile Grenzen und Widerstände, mal als Wegbegleiter oder Schutzräume. Die Bilder fordern den Betrachter heraus, die eigene Position im Raum zu reflektieren, Schichten des Gesehenen zu hinterfragen und für neue Deutungen zu öffnen.

 
Preisträgerin
1. Preis (Fotografie)

 

Biografie

Almut Hilf hat an der Universität Karlsruhe Kunstgeschichte, an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig Fotografie im Feld der zeitgenössischen Kunst bei Peter Piller und an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg bei Silke Großmann und Katharina Gaenssler Fotografie studiert. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich, wie architektonische Fragen mit Fotografie und fotografische Fragen mit Architektur gestellt werden können.